Im Oktober 2023 enthüllte die internationale Recherchekooperation «Predator Files»*, wie das Intellexa-Unternehmenskonsortium von Europa aus mächtige Cyberwaffen in alle Welt exportiert. Es waren Enthüllungen mit Folgen: Bereits im Frühling dieses Jahres sanktionierte die US-Regierung Personen und Unternehmen aus dem weitverzweigten Intellexa-Unternehmensnetzwerk – unter anderem den Gründer und israelischen ex-Geheimdienstler Tal Dilian und dessen zeitweilige Partnerin Sara Hamou. Am 16. September verkündeten die US-Behörden eine zweite Sanktionswelle gegen Personen und Unternehmen aus dem Dunstkreis von Intellexa. Diesmal auf der Sanktionsliste: Der Tessiner Treuhänder Andrea Gambazzi. Die «Predator Files» zeigten im Oktober 2023 erstmals auf, dass der Schweizer wichtige Funktionen in der komplexen Unternehmensarchitektur einnimmt. Er war unter anderem Wirtschaftlich Berechtigter der irischen Mutterholding des Spionageunternehmens. Nun liegen seine Geschäfte in Trümmern – der Schaden für Gambazzi dürfte enorm sein. Und die neuen Recherchen zeigen: Auch in der Schweiz wird ermittelt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft, SECO, hat bei der Bundesanwaltschaft Anzeige gestellt wegen vermutetem Verdacht auf einen Verstoss gegen geltende Exportbestimmungen rund um den Verkauf der hochinvasiven Predator Software. Die Anzeige betrifft eine natürliche Person. Es gilt die Unschuldsvermutung. Wegen welchem Geschäft genau und gegen welche Person gaben die Behörden nicht bekannt. Zudem wirft die neuste Recherche einen Blick auf einen bisher unbekannten Player in der Geschichte: Auf die Genfer Privatbank CBH. Diese taucht im Zusammenhang mit fragwürdigen Transaktionen und in verschiedenen Unternehmensdokumenten rund um Unternehmen von Dilian, Hamou und Gambazzi auf.
*Die Predator Files sind eine internationale Recherchekooperation, initiiert von «Mediapart» und «Der Spiegel, koordiniert vom Mediennetzwerk European Investigative Collaborations (EIC).
Illustra