Scan: Gebrauchsanleitung P210 SIG

Mit Schweizer Präzision

Ob bei Polizeieinsätzen in Brasilien oder Attentaten in den USA: Weltweit werden Menschen mit Schusswaffen eines Konzerns getötet, der seinen Ursprung im schaffhausischen Neuhausen hat. Wie ist das möglich? Und wer profitiert davon?

Die beiden WAV-Journalisten Lorenz Naegeli und Olivier Christe haben in der Wochenzeitung WOZ die Geschichte und Entwicklung der globalen Waffenschmiede Sig Sauer untersucht. Sig Sauer entwickelte sich von einer Waffensparte des Schweizer Industrieunternehmens SIG zu einem heute führenden globalen Schusswaffenproduzenten. Der Konzern mit Ursprung in Neuhausen am Rheinfall ist längst ein globaler Player. Was dabei auffällt: Das Unternehmen wählte seinen Standort stets so, dass er lästige Kontrollen umgehen konnte.

Nachdem im Jahr 2000 die beiden norddeutschen Unternehmer Lüke und Ortmeier das Waffengeschäft «für ein Butterbrot» kauften, führten sie die Auslagerung der Geschäfte weiter fort: Zuerst am Standort in Deutschland, dann, nachdem sie dort von der Zivilgesellschaft und Gerichten unter Druck kamen, in den USA. Heute ist Sig Sauer der grösste US-Schusswaffenproduzent und ebenfalls der grösste Exporteur von Kleinwaffen des Landes. Sig Sauer-Waffen kommen in tödlichen Polizeieinsätzen in Rio de Janeiro zum Einsatz, oder werden in grosser Anzahl nach Israel verschifft und landen laut dem amerikanischen Friedensaktivisten und Rüstungskritiker John Lindsay Poland in den Händen extremistischer Siedler:innen.

Doch der Standort Schweiz spielt weiterhin eine Rolle für die Geschäfte des Konzerns: Einerseits produziert Sig Sauer in Neuhausen am Rheinfall weiterhin Waffen, nämlich das Sturmgewehr der Schweizer Armee. Andererseits führen Spuren nach Zug: Dort existieren zwei Firmen, die mutmasslich dazu dienen, Erträge aus dem globalen Waffengeschäft steuergünstig abzuwickeln. Zu dieser Einschätzungen kommen zwei renommierte Experten.

Gerne hätten die Journalisten mit der Firma über ihre Geschäfte und Fragen zu Transparenz, heiklen Exportgeschäften, Finanzflüssen und Gewinnverschiebung gesprochen. Doch die Besitzer Lüke und Ortmeier wie auch die Schweizer Firma und ihr CEO Pasquale Caputi liessen zahlreiche Medienanfragen unbeantwortet oder lehnten diese ab. Auch bei einem Besuch vor Ort wurden die beiden WAV-Journalisten abgewimmelt. Dass ein Unternehmen, welches mit öffentlichen Aufträgen in den letzten dreissig Jahren hunderte Millionen umsetzte, jegliche Kommunikation gegenüber Medien verweigert, irritiert. 

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