Privatjets: Handarbeit für Diktaturen

Am Basler Flughafen verdienen zwei Schweizer Firmen mit der Wartung von Flugzeugen autokratischer Regimes Millionen. Einblicke in ein skrupelloses Geschäft.

Wer an bedeutende Schweizer Flughäfen denkt, denkt wohl nicht zuerst an Basel. Doch der Euro Airport, den der Kanton Basel-Stadt gemeinsam mit Frankreich betreibt, gehört zu den wichtigsten Standorten weltweit für die Wartung und den Umbau von Privatflugzeugen. Erstmals hat nun der WAV-Journalist Olivier Christe für die WOZ gemeinsam mit Milo Probst vom Onlinemagazin «Das Lamm» systematisch die Kund:in­nen der beiden Unternehmen untersucht. Die Recherche zeigt: Die Kundschaft der beiden Basler Firmen besteht zu einem wesentlichen Teil aus autoritären Staaten und ihren Herrschenden. 

Besonders brisant: Bei Jet Aviation wurde im Januar und März dieses Jahres das saudische Kleinflugzeug gesichtet, mit dem die mutmasslichen Mörder des oppositionellen saudiarabischen Publizisten Jamal Kashoggi zum Tatort Istanbul gelangten und die Stadt danach wieder verliessen. Und Amac hat ein Flugzeug der griechischen Chartergesellschaft Gainjet gewartet, mit der mutmasslich der ruandische Menschenrechtsaktivist Paul Rusesabagina entführt wurde. 

Die Liste sämtlicher Flugzeuge im Besitz autoritärer Regimes am Euro Airport, die in der WOZ, im «Das Lamm» sowie im Basler Onlinemagazin Bajour veröffentlicht wurde, zeigt, dass das keine Einzelfälle sind. Methodisch baut die Recherche auf dem Projekt «Dictator Alert» der beiden Journalisten Emmanuel Freudenthal und François Pilet auf, die eine Liste von 190 Flugzeugen im Besitz autoritär regierter Staaten erarbeitet haben. Mithilfe der Flugdatenbank ADS-B Exchange haben Olivier Christe und Milo Probst erkannt, dass von diesen 190 Flugzeugen alleine in den letzten drei Jahren mindestens 60 in den Hangars von Amac und Jet Aviation am Euro Airport waren, viele davon mehrfach. Über 70 Mal blieb ein Flugzeug mehr als zwei Monate, was auf umfangreiche Arbeiten schliessen lässt. Mit Abstand die meisten Flugzeuge gehören Golfstaaten wie Katar, Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain oder Oman. Aber auch die Regime von Libyen, Gabun, Kamerun, Äquatorialguinea, Niger, Belarus, Aserbaidschan oder Kasachstan befanden sich in den letzten drei Jahren unter der Kundschaft.

Auf Anfrage verweigerten die beiden Unternehmen jegliche Auskunft, weshalb die beiden Journalisten mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen gesprochen haben. Die Recherche bietet Einblick in ein skrupelloses Geschäftsmodell. 

Dieser Artikel wurde mit Unterstützung von JournaFONDS recherchiert und umgesetzt.

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