Meter für Meter frisst sich der Bohrkopf der halbstaatlichen Petrobras vor dem Amazonasdelta in den Tiefseeboden. Die Hoffnung: Öl. Am 20. Oktober 2025 erteilte die brasilianische Umweltbehörde Ibama dem Konzern die Bohrbewilligung, nachdem sie das zuvor jahrelang verweigert hat. Noch am selben Tag setzt der Konzern den Bohrkopf in Bewegung.
Der Ibama-Entscheid ist unter grossem politischen Druck zustande gekommen. Entgegen den Warnungen seiner technischen Mitarbeitenden bewilligt der Chef der Behörde im Mai ein Notfallübungskonzept. Es ist ein Startschuss: Kurz darauf sichern sich US- und chinesische Ölkonzerne Konzessionen vor dem Amazonasdelta, im Sommer führt Petrobras die Übung durch, Anfang September deckt sich der Konzern mit 2 Milliarden Dollar Kapital ein.
Eine der beteiligten Banken am Deal ist die UBS, über 300 Millionen Dollar vermittelt sie Petrobras bedingungslos. Auf Anfrage gibt sich die Schweizer Grossbank wortkarg und hält fest, dass sie ihre eigenen Nachhaltigkeitsrichtlinien auch bei diesem Geschäft anwende.
Skeptischer sind viele angefragte Schweizer Pensionskassen, die als Grossinvestorinnen potentiell diese Schuldpapiere kaufen. Ihre Sorge ist vor allem der Klimawandel, der sichere Renten in Zukunft gefährden könnte.
Aus einem anderen Grund alarmiert ist Edmilson dos Santos Oliveira Karipuna, der vor dem Bohrloch an der Küste lebt. Er fürchtet eine Ölpest. «Ihre Studie sagt, dass die Meeresströmung nicht unsere Gebiete erreicht, sondern Richtung Französisch-Guayana treibt,» sagt er und widerspricht sogleich: «Wir kennen diesen Ort, seit Generationen leben wir hier und wissen, dass diese Strömungen unsere Dörfer erreichen.»
Diese Recherche ist in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Investigativmedium O Joio e O Trigo entstanden.
Link WOZ, 11.12.2025
Link O Joio e O Trigo, 11.12.2025
Link Heidi.News, 11.12.2025