WAV-Journalistin Sophie Hartmann und Maria-Theres Schuler vom Onlinemagazin Das Lamm recherchierten im letzten halben Jahr zum fragwürdigen akademischen Boni-System des Swiss Finance Institute, einer Stiftung der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Das Swiss Finance Institut (SFI) gehört laut dem Ranking der W.P. Carey School of Business zu den besten 10 Finanzforschungszentren der Welt. Das Ziel der Stiftung: Die Schweizer Banken- und Finanzbranche international an der Spitze halten. Dafür fördert sie seit bald 20 Jahren ausgewählte Finanzprofessor:innen an Universitäten in der ganzen Schweiz. Und dies weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit.
50‘000 bis 100‘000 CHF für exzellente Forschung kann ein SFI-Lehrstuhl jährlich einstreichen, wenn seine Forschung die akademischen Erwartungen der Stiftung erfüllen. Die Kriterien dafür legt der Stiftungsrat fest – er besteht mehrheitlich aus Bankenvertretern. Die Finanzlobby vergibt also einen Bonus für die «akademische Exzellenz» von Forscher:innen. Und behält es sich vor, die Kriterien dieser Exzellenz zu definieren.
Dies legen Verträge, Sitzungsprotokolle und interne Richtlinien offen, welche die Zusammenarbeit zwischen der Universität Zürich und dem SFI regeln und die dem Das Lamm, der Republik und dem WAV Recherchekollektiv erstmals vorliegen.
Und die Universität Zürich ist kein Einzelfall: Das SFI arbeitet mit fast allen Schweizer Hochschulen zusammen – den Universitäten Genf, Basel, Lugano, St. Gallen und Lausanne, sowie der ETH und der EPFL. Wie kann es sein, dass ein Interessenverband ausgewählte Akademiker:innen grossflächig fördert, ohne dass die Universitäten transparent darüber Rechenschaft ablegen? Führt die äusserst ungewöhnliche Mischform von öffentlicher und privater Finanzierung, die das SFI praktiziert, nicht zu Interessenkonflikten? Und wie wird gewährleistet, dass die Wissenschaft ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und zu angemessenen Risikobewertungen kommt, wenn Forschung und Lehre an den Geldtöpfen des Finanzplatzes hängen?
Die Recherche wurde mit Unterstützung des JournaFONDS und investigativ.ch umgesetzt.