Lager auf Samos: Haft für Kinder, bezahlt von der Schweiz

Auf der griechischen Ferien­insel werden Hunderte geflüchtete Minder­jährige unter menschen­rechts­widrigen Bedingungen festgehalten. Finanziert wird das Lager vom Bund. Jetzt hat der Europäische Gerichtshof für Menschen­rechte interveniert.

Samos, die Ferieninsel im ägäischen Meer. Eine hohe Durchschnittstemparatur, bezahlbare Hotelanlagen, traumhafte Strände, hübsche Dörfer: Tausende Menschen fliegen die Insel jedes Jahr für Ferien an. Doch sie liegt nur wenige Kilometer von der Türkei entfernt und ist darum auch wichtiger Ankunftsort für Flüchtende auf dem Weg nach Europa. Hier befindet sich ein sogenanntes «Closed Control Access Center», ein schwerbewachtes Lager für Geflüchtete, mit strikten Ein- und Ausgangsregeln und gefängnisartigem Charakter. In diesem Zentrum gibt es eine sogenannte «Safe Area», eine sichere Zone für unbegleitete Kinder und Jugendliche. Diese soll die besonders verletzliche Gruppe schützen. Die Schweiz finanziert den Betrieb der «Safe Area» auf Samos und in zahlreichen anderen, ähnlichen Lagern in Griechenland.

Unterstützung für Kinder und Jugendliche an den EU-Aussengrenzen. Eine gute Sache eigentlich. Doch die Sache hat einen Haken. Der Blick nach Samos und in andere «Safe Areas» zeigt: Die Zonen sind in Wahrheit Orte der Unsicherheit.

Es grassieren Krankheiten, es herrschen gewaltvolle Zustände, das Essen ist schlecht, Zugang zu medizinischer, rechtlicher und psychoszialer Versorgung fehlt, die Toiletten sind weitgehend unbenutzbar. Das sagen Jugendliche, mit denen das WAV Recherchekollektiv sprach. Ebenfalls bestätigten das Gespräche mit Nichtregierungsorganisationen vor Ort und Einblick in behördliche Kommunikation, die das WAV Recherchekollektiv in Zusammenarbeit mit der Republik bei Schweizer Behörden anfragte.

Die Zustände sind so schlimm, dass sie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als grundrechtswidrig taxiert. Griechische Gerichte beurteilen Fälle von Samos und Leros als de facto Inhaftierung. Und die Verantwortlichen? Die sagen entweder nichts oder regaieren ausweichend.

Die ganze Recherche von Lukas Häuptli (Republik) und Osama Abdullah und Lorenz Naegeli (beide WAV Recherchekollektiv) beim Online-Magazin Republik lesen.

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